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3.2.2008 Deutschland: Neue Zeckenart bedroht Hunde und Menschen

Von Edgar S. Hasse

Klimawandel
Hamburgs Forstwirtschaft bereitet sich auf den Angriff einer neuen gefährlichen Zeckenart vor. Durch die warmen Winter breitet sich die auch für den Menschen lebensgefährliche Auwaldzecke immer weiter nach Norden aus. Doch auch auf andere Tierarten hat der Klimawandel schon jetzt beängstigende Auswirkungen.
 
Hamburgs Forstwirtschaft bereitet sich auf den Angriff einer neuen gefährlichen Zeckenart vor. Die nüchtern fünf Millimeter große Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) bedroht mit ihrem Biss vor allem Hunde – und sogar den Menschen. Auf die Vierbeiner überträgt sie die Erreger der Krankheit Babesiose. Sie zerstört die roten Blutkörperchen und ist der Malaria ähnlich. Menschen können sich bei einem Biss mit so genannten Rickettsien-Bakterien und damit dem Fleckfieber infizieren, das in bis zu 20 Prozent der unbehandelten Fälle tödlich verläuft. „Weil die Auwaldzecken inzwischen im Lübecker Raum nachgewiesen wurden, sind auch wir in Hamburg alarmiert“, sagt Jan Malskat, Revierförster im Duvenstedter Brook. Für alle Mitarbeiter der Hamburger Forstwirtschaft werde es deshalb erstmals in wenigen Wochen Schulungen über den Schutz vor dieser Zeckenart geben, die größer als der heimische Holzbock ist.
 
 Ursprünglich stammt die aggressive und mobile Auwaldzecke aus Südpolen, Österreich und Norditalien. Doch durch den Klimawandel und die warmen Winter breitet sich der Blutsauger immer weiter nach Norden aus, beobachten Wissenschaftler. Erst war sie am Oberrhein anzutreffen, dann bei Berlin und nun nördlich der Elbe. Die Erkrankung beginnt bei den Hunden eine Woche nach dem Zeckenbiss mit hohem Fieber. Die Tierärzte behandeln sie meist nur mit einem Antibiotikum, das aber die Krankheitserreger nicht abtötet. Erst mit einem Spezialmedikament kann geholfen werden. Doch dafür ist es oft zu spät. „Wir wollen die Hundhalter nicht verunsichern, sondern darauf hinweisen, dass die frühzeitige Prophylaxe gegen Zecken einen guten Schutz bieten kann“, sagt der Parasitologe Professor Eberhard Schein. Geeignet sind Zeckenhalsbänder oder Shampoos mit speziellen Wirkstoffen.
Milder Winter hat gravierende Folgen
Humanmediziner müssten nun nach einem Zeckenbiss bei unklarer Diagnose auch an die Auwaldzecke und damit an Infektionen mit Rieckttsien-Bakterien denken, betonen Mikrobiologen. Nach Ansicht von Experten wird der bislang um drei bis vier Grad zu warme Winter ohnehin gravierende Auswirkungen haben. Der Rahlstedter Tierarzt Dirk Schrader rechnet nicht nur mit Angriffen der Auwaldzecken, sondern diesmal mit einer „Invasion“ heimischer Zecken. Normalerweise würde der Bestand durch den Frost im Winter um 70 Prozent dezimiert. „Weil das aber bislang nicht der Fall ist, dürfte es zu einer enormen Zunahme der Krankheit Borreliose kommen“, sagt er. Horst W. Rodig vom Imkerverband befürchtet gravierende Auswirkungen auf den Bienenbestand. „Der milde Winter bringt für die Bienen erheblichen Stress mit sich und wird zu weiteren Völkerverlusten führen.“ Bislang sind in Hamburg offiziell 2500 Bienenvölker registriert. Es sei nun denkbar, dass sich die Population um zehn Prozent reduziert und kleine Völker mit alten Bienenköniginnen gänzlich aussterben.
 
Forst-Experten wie Jan Malskat vom Duvenstedter Brook schließen gar ein Zuwachs der bisherigen Wildschweinpopulation nicht aus. Während ein kalter Winter zur natürlichen Auslese führe und schwache Tiere dezimiere, würden sie nun überleben. Doch viel mehr Sorgen bereitet ihn, dass Schädlinge wie Buchdrucker und Kupferstecher in diesem warmen Winter nicht absterben und in wenigen Monaten den Baumbestand bedrohen. Mitarbeiter des Bundes für Naturschutz und Umwelt (BUND) beobachten darüber hinaus, das Frösche bereits auf Wanderschaft gehen, Kiebitze aus ihrem Winterquartier zurückgekehrt sind, Krokusse und Schlüsselblumen ihre ersten Blüten tragen. Und der Deutsche Wetterdienst meldet schon, wo sonst eigentlich Schnee liegen müsste, den Flug von Erlen- und Haselpollen.
 
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Neue Zeckenart bedroht Hunde und Menschen
 
Hamburgs Forstwirtschaft bereitet sich auf den Angriff einer neuen gefährlichen Zeckenart vor. Durch die warmen Winter breitet sich die auch für den Menschen lebensgefährliche Auwaldzecke immer weiter nach Norden aus. Doch auch auf andere Tierarten hat der Klimawandel schon jetzt beängstigende Auswirkungen.
 
Quelle: http://www.welt.de/hamburg/article1627892/Neue_Zeckenart_bedroht_Hunde_und_Menschen.html