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31.07.2007 Vick drohen bis zu sechs Jahren Gefängnis und 350 000 Dollar Strafe.

Hundekämpfe - Der tiefe Sturz des Michael Vick (VON ARND FESTERLING)

Vick war oben, ganz oben: 130 Millionen Dollar für zehn Jahre Football, davon 37 Millionen zahlbar bei Unterschrift - das hatte vor ihm in der Geschichte des Milionärssports American Football noch keiner bekommen. Im Dezember 2004 unterzeichnete Quarterback Michael Vick diese Vertragsverlängerung beim NFL-Klub Atlanta Falcons, er jagte Rekorde, er setze mit seinem athletischen Spiel neue Maßstäbe auf seiner Position.

Zurzeit erfährt Vick, was es heißt, im Sport ganz unten zu sein. Vergangene Woche hat NFL-Ausrüster Reebok den Verkauf des Falcons-Trikots mit der Nummer 7 eingestellt. Das hatte es in der Geschichte des American Football noch nicht gegeben. Die bedeutendsten Hersteller von Sammelbildchen strichen den Starspieler aus ihren aktuellen Serien, Nike setzte den persönlichen Werbevertrag aus, die Liga verbot Vick die Teilnahme am Trainingscamp der Atlanta Falcons.

Vick ist angeklagt, Hunde zum Zweck des Kampfes gezüchtet, Hundekämpfe mitveranstaltet und finanziert zu haben. Angeklagt, nicht verurteilt. Vor Gericht hat er sich für unschuldig erklärt. Verhandelt wird der Fall erst am 26. November. Aber die Anklage wiegt so schwer, die Vorwürfe sind derart entsetzlich, dass niemand mehr mit Vick etwas zu tun haben will. Schon gar nicht, seit am Montag (Ortszeit) einer der drei Mitangeklagten alle Vorwürfe gestand - und dabei den Football-Star schwer belastete.

Sorgen um das Image der NFL Der Fall erschüttert die National Football League zutiefst. Die Liga hatte wegen sich häufender krimineller Vergehen etlicher bekannter Spieler - meist Drogen-, Gewalt- oder Verkehrsdelikte - ohnehin Sorgen um ihr Image. Denn neben dem öffentlich formulierten Anspruch auf eine Vorbildfunktion in der Gesellschaft geht es der Liga selbstverständlich auch um Geld. Schließlich achten die Firmen ganz entschieden auf das Ansehen ihrer Werbepartner. Auch deswegen hatte die NFL zuletzt drakonische Strafen gegen auffällige Spieler verhängt: einjährige Sperren, die sich auf Einkommensverluste in Millionenhöhe für die Betroffenen addieren.

Diese üblichen Vergehen erscheinen dem Publikum aber geradezu harmlos im Vergleich zu den empörenden Grausamkeiten im Umgang mit Kampfhunden - auch weil Tierschützer die Gelegenheit des prominenten Falles nutzen, um auf diese verborgene, gleichwohl verbreitete Tierquälerei hinzuweisen. Die Human Society of the United States schätzt, dass es etwa 40 000 Hundekämpfer in den USA gibt, Professionelle, Amateure und so genannte Streetfighter. Bei den professionellen Kämpfen der American Pitbull Terrier soll das Preisgeld oft viele tausend Dollar erreichen. Der Zwinger "Bad Newz Kennel", den Vick finanziert haben soll, hat laut Anklage mehr verloren als gewonnen. Aber um Geld ging es Vick wohl kaum.

Star aus armen Verhältnissen "Bad Newz" ist der Slangname für die Stadt Newport News/Virginia, in der Vick aufgewachsen ist. Aus Newport News weiß Vick auch, was es heißt, im Leben ganz unten zu sein. "Eingeklemmt zwischen einer Autobahn und Kohlehalden", beschreibt die Richmond Times-Dispatch das Viertel, in de Vick aufwuchs, "liegen Reihe um Reihe heruntergekommener Appartementhäuser, getrennt nur durch schmale Wege gesäumt von Wäscheleinen. Nahe genug am Meer, um die Fischfabriken zu riechen, aber zu weit entfernt für eine frische Brise." Drogenhandel und Schüsse aus fahrenden Autos heraus seien an der Tagesordnung, erzählen Anwohner.

Aus diesem Hinterhof des amerikanischen Traums katapultierten seine athletischen Fähigkeiten den bescheidenen Vick hinein in die Glitzerwelt der Stars - zeitweise auf Platz 33 der Forbesliste der bestverdienenden Berühmtheiten. Vick fiel nur selten negativ auf, einmal zeigte er dem Publikum den Mittelfinger, einmal stand er unter dem Verdacht, Marihuana bei sich gehabt zu haben. Die Trainer schätzen seine professionelle Einstellung, und dass er nie Ärger machte. Auch wenn er weiter mit seinen Jugendfreunden rumhing, statt neue Freundschaften im Team zu schließen, wie einer sagt. Die Journalisten bedauerten seine Bescheidenheit, weil er anfangs oft so leise sprach, dass er kaum zu verstehen war.

Die Anklage wirft Michael Vick vor, mindestens 50 Kampfhunde gehalten, gezüchtet und mit brutalen Methoden abgerichtet, also "scharf" gemacht zu haben. Er soll - womöglich sogar persönlich - in mindestens acht Fällen kampfunwillige Hunde auf widerwärtige Weise getötet haben: erschlagen, ertränkt, erhängt. Vick drohen bis zu sechs Jahren Gefängnis und 350 000 Dollar Strafe.

Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/sport/aktuell/?em_cnt=1183101


Wir sind froh, dass endlich einmal nicht die Hunde verurteilt werden, sondern der Verantwortliche.

Denn es sind nicht die Kampfhunde, die töten - sie werden getötet. Wir hoffen, dass Michael Vick einmal mehr als Vorreiter dient. Er setzte ja mit seinem athletischen Spiel neue Maßstäbe auf seiner Position. Hoffentlich setzt er jetzt einmal mehr durch seine Verurteilung neue Maßstäbe in der Bestrafung, Verurteilung und Verfolgung von kriminellen Tierquälern. Ihm gilt ansonsten unser Mitleid, denn er hat scheinbar nie gelernt, was es bedeutet, ein Lebewesen zu lieben und Verantwortung zu übernehmen. Möge er nie mehr in seinem Leben die Chance dazu bekommen.

Für alle Tierquäler, die das hier lesen - seid gewarnt, denn ihr könnt schon sehr bald die Nächsten sein, bei denen die Gerechtigkeit an die Tür klopft. Bekanntlich kehrt doch jeder Gedankte in irgendeiner Form wieder zu dem zurück, der in ausgesendet hat.