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31.07.2007 Sollen Waldi und Hasso in der Stadt leben?

Toleranz für den "besten Freund des Menschen" ist nicht immer eine Selbstverständlichkeit / Problem meist am anderen Ende der Leine

Wo Menschen dicht beieinander leben, gibt es Konflikte. Ein Hauptthema sind Hunde. Die einen ärgern sich über "Tretminen" auf Parkflächen, andere über Hundebesitzer, die ihre Tiere trotz stattlicher Größe nicht an die Leine nehmen. Hundehalter reagieren genervt, wenn es beim Gassigehen Kommentare à la "Muss das ausgerechnet hier sein" regnet. Unter diesen Streitpunkten gibt es nichts, was nicht mit etwas mehr Rücksichtnahme - und zwar auf beiden Seiten - zu lösen wäre. Hunde gehören zum Leben dazu, und das sollte auch in Zukunft so bleiben, schließlich werden sie in vielen Haushalten als echte Familienmitglieder angesehen. In einer Zeit, in der es im Zuge des demographischen Wandels immer weniger Kinder, dafür vermehrt Senioren gibt, erfüllen sie eine wichtige Funktion als Gefährten für Alleinstehende. Doch den Vierbeinern muss eine adäquate Lebensweise ermöglicht werden. Auf dem Land ist dies leichter, da gibt es große Gärten, wenig Verkehr und Toleranz in Bezug auf Tiere gilt als Selbstverständlichkeit. Doch es können nun mal nicht alle Hundefreunde außerhalb wohnen, daher müssen auch die Bedingungen in der Stadt stimmen: Es ist kein Drama für einen Hund, in einer kleinen Wohnung zu leben, wenn denn der Auslauf stimmt. Doch wo sollen sie in Wiesbaden ohne Leine toben, wenn Parks ausgeschlossen sind und Felder sowie Wälder auch keine Lösung darstellen? Hunde wollen nicht zwischen Verkehrsinseln Gassi gehen und am Unkraut schnuppern. Sie möchten im Grünen laufen und spielen - deshalb braucht unsere Stadt dringend ausgewiesene Flächen. Die Hundesteuer ist wahrlich hoch genug, um ein paar Euro dafür abzuzwacken! Und wenn die Tiere ihr Geschäft dort erledigen, dürfte sich auch die Zahl der Haufen auf den Gehwegen verringern.

Wie der Herr so das Gescherr, meint ein Sprichwort. Besser gesagt: Wie das Herrchen, so der Hund. Fast aller Ärger mit Hunden hat weit weniger mit dem Vierbeiner an sich, als mit seinem Besitzer zu tun. Kläffende Hunde sind schlecht erzogen, beißende Hunde wahrscheinlich schlecht behandelt und gehalten worden und an Hundehaufen sind die Halter schuld, die sie nicht entfernen. Da sich trotz aller Appelle zahlreiche Hundehalter weigern, ihren Vierbeiner in Stadt und Parks an die Leine zu nehmen, Dutzende Tretminen in der Innenstadt von der Rücksichtslosigkeit der Hundebesitzer künden, bleibt nur der Schluss: Hunde haben in der Stadt nichts verloren.

Und machen wir uns nichts vor, Freilaufflächen für Hunde werden überhaupt nichts an der misslichen Situation ändern. Wer in der Nähe eines solchen künftigen Hundeparks wohnt, geht vielleicht noch regelmäßig dort hin. Aber die Innenstadtbewohner mit Hund werden ihre Gassigänge weiterhin vor der Tür der Nachbarn erledigen und höchstens mal am Wochenende ihrem Hundchen Freilauf gönnen.

Es gibt viele Hundebesitzer, die sich vorbildlich verhalten, ihr Tier ausgesprochen gut erzogen haben. Es gibt aber zu viele, die glauben, sich mit dem Bezahlen der Hundesteuer das Recht auf Straßenverschmutzung erkauft zu haben. Und wem das Verständnis fehlt, dass nicht jeder Spaziergänger und Jogger vor Freude Halleluja schreit, wenn sie ein freilaufender Hund anspringt, hat kein Entgegenkommen verdient. Bleiben aber die Menschen, die in ihrem Hundchen die einzige Gesellschaft finden. Das ist ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem: Menschen, die vereinsamen, sich allein gelassen fühlen. Sie brauchen eigentlich mehr menschliche Zuwendung. Dafür müssen wir mehr tun!

Quelle: http://www.main-rheiner.de/region/objekt.php3?artikel_id=2913525