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09.11.2007 Österreich: "Kampfhunde": Politik "setzt falsch an"

In der Debatte über "Kampfhunde" setze die Politik "irgendwo falsch an". Das kritisieren Suchhundeführer der Bergrettung. Sie vermissen moderne Richtlinien, was Hundehalter wissen sollten, und wer sie ausbildet und überprüft.

Neues Gesetz wird ausgearbeitet
Nach einer Hundeattacke auf eine Bewohnerin in einem Wohnhaus in Salzburg-Lehen ist in der Politik die Debatte über "Kampfhunde" und Hundehaltung wieder aufgeflammt.
Bundesweit gibt es nach ähnlichen Vorfällen ebenfalls heiße Diskussionen. Zurzeit wird auf Salzburger Landesebene ein neues Hundehaltungsgesetz ausgearbeitet.
Fachgerechte Gesetze seien notwendig - davon sind auch die Suchhundeführer der Salzburger Bergrettung überzeugt. Allerdings müssten darin vor allem Richtlinien für Ausbildung von Hunden und Menschen enthalten sein, die auf moderner Forschung beruhen, schlagen sie vor.
Generell sei jedoch ein Trend zu Kriminalisierung von Hundebesitzern, Abschreckung und flächendeckendem Leinenzwang zu beobachten. Das seien falsche Strategien, sagen die Bergretter.
 
Derzeit keine Richtlinien, was zu lehren ist
Zurzeit gibt es zwar in allen Bundesländern Hundeschulen, wo Hundebesitzer mit ihren Tieren diverse Kurse absolvieren können. Methodisch gebe es bundesweit einen Wildwuchs bis hin zu Missbräuchen von Hunden, weil sie viel zu scharf ausgebildet werden. Vorschriften, was Mensch und Hund lernen sollten, um gut miteinander auszukommen, fehlten überall, berichtet Karl Egger, Leiter der Suchhundestaffel bei der Salzburger Bergrettung.
"Ich glaube, dass die Politik da irgendwo falsch ansetzt", sagt Egger. Er plädiert für eine bessere Fortbildung aller Hundebesitzer - etwa durch staatlich geprüfte Fachleute: "Es ist natürlich immer tragisch, wenn jemand verletzt wird durch einen Hundebiss - jeder Biss ist einer zu viel. Insgesamt sind die schweren Unfälle dennoch erstaunlich selten, wenn man bedenkt, wie viele fehlerzogene Hunde es gibt."
 
Begriff "Kampfhund" falsch
Bei der Diskussion über neue Landesgesetze in Österreich geht es hauptsächlich um "Kampfhunde". Doch schon der Begriff sei falsch, ergänzt der Werfener Suchhunde-Ausbildner und Bergretter Herbert Deutinger.
Denn Aggressivität, Bissigkeit oder Wohlerzogenheit, Sanftmut und Verträglichkeit dürften nicht bestimmten Hunderassen zugeordnet werden: "Es kann jeder Hund beißen, der sozial unverträglich erzogen oder gehalten wird, sich nicht in die familiären Strukturen seiner Besitzer einfügen oder sich sonst nicht verhalten kann, wie er sollte. Das muss kein Kampfhund sein, das kann irgendeiner sein. Und schuld an Missständen ist nie der Hund. Denn keiner ist zum Kampfhund geboren."
 
"Wer nimmt Hundeführerscheine ab?"
Eine Frage ist für Bergretter Egger zudem vordringlich: "Wer nimmt Prüfungen für mögliche Hundeführerscheine ab? Es gibt bis heute keine genormte Ausbildung auf diesem Sektor, die modern, einheitlich, hunde- und menschengerecht sowie wissenschaftlich begründet wäre."
Der freiwillige Besuch solcher Kurse sei jedoch schon seit längerer Zeit möglich. Die Hundeexperten der Bergrettung treten für die Schaffung eines neuen Berufsbildes ein: Profis, die auf die Ausbildung sanftmütiger Hunde spezialisiert sind, könnten gesetzlich gestützte Trainerfunktionen übernehmen und Prüfungen für Hundeführerscheine abnehmen. In Deutschland gibt es diese Fachleute bereits, die ein Studium absolvieren - die Bezeichnung des neuen Berufs lautet "Hundewirt".
Quelle: http://salzburg.orf.at/stories/234156/